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Wie wäre es, wenn man die ganze Welt an das World Wide Web anschliessen könnte? Genau das soll der neue Weg von Google & Co sein. 

Grosse Tech-Firmen wie Google oder Facebook kämpfen für den Anschluss der Weltbevölkerung an das World Wide Web - nicht ganz uneigennützig versteht sich. Nach dem Google Heissluftballon «Loon» soll Facebook jetzt seine Riesendrohne «Aquila» auf erste Testflüge schicken.

Das Internet hat die Welt zum globalen Dorf gemacht, aber noch immer sind viele Regionen nicht online. Um die Signale in die letzten Winkel der Erde zu tragen, ist ein technologischer Wettlauf der Internet-Giganten Microsoft, Google und Facebook entbrannt – und wie es scheint, ist das soziale Netzwerk dabei, einen grossen Schritt nach vorne zu machen. Denn eine Riesendrohne mit der Spannweite einer Boeing 737 ist jetzt nach Angaben der Facebook-Ingenieure reif für die praktische Erprobung.

Facebook & CoDie Drohne ähnelt einem riesigen Bumerang mit ihren über 40 Metern Spannweite. Dabei wiegt sie dank speziellen Carbonfaser-Materials nur knapp 500 Kilogramm, soll mit Sonnenenergie fliegen und mit neu entwickelter Lasertechnologie Internetsignale in Breitbandqualität senden. Aus einer Flughöhe von 17 Kilometern soll es möglich sein, zielgenau einen Punkt von der Grösse einer Münze zu treffen, sagt der Direktor des Connectivity Labs von Facebook, Yael Maguire.

Knapp 28 Kilometer Flughöhe
Klingt noch immer nach Science Fiction, aber Maguires Lab sucht nun ein Testfluggelände in den USA. Die Drohne soll mit Heissluftballons gestartet werden und dann mit Solarkraft bis zu drei Monate in grosser Höhe – 90 000 Fuss tagsüber und 60'0000 Fuss nachts (27,4 beziehungsweise 18,2 Kilometer) in der Luft bleiben. «Da müssen eine Menge beweglicher Teile zusammenarbeiten«, konstatiert Maguire.

Die Drohnen sind nur ein Teil des Facebook-Konzepts. Angedacht ist auch der Einsatz von Satelliten und anderer moderner Technologie, um das Internet für Hunderte von Millionen Menschen verfügbar zu machen, die unerreicht von konventionellen Breitbandnetzen wohnen.
Google & Co
Auch Google und Microsoft tüfteln
Die Konkurrenz will dasselbe. Google experimentiert mit dem Einsatz von Heissluftballons in grosser Höhe und ebenfalls mit Drohnen und Satelliten. Microsoft finanziert ein Projekt, bei dem Internetsignale über ungenutzte Fernsehfrequenzen gesendet werden sollen.
Gerne betont man dabei, dass es nicht in erster Linie ums Geschäft gehe. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg leugnet dabei nicht, dass sein Netzwerk letztendlich davon profitieren werde, wenn mehr Menschen Internetzugang haben. Gewinnstreben sei aber nicht sein Antrieb für das Projekt, sondern die Überzeugung, dass die Teilhabe am Internet den Menschen gerade auch in Entwicklungsländern viele wirtschaftliche und soziale Vorteile bringen könne.

Zehn Prozent haben keinen Internetzugang
Am Donnerstag berichtete Facebook auf einer Pressekonferenz über den Stand seiner Initiative, zehn Prozent der Weltbevölkerung ans Internet anzuschliessen, die in unzugänglichen Regionen wohnen, wo die Versorgung mir herkömmlichen Technologien nicht machbar oder zu teuer ist.

Die Facebook-Drohne ist zum Teil mit dem Ingenieurswissen des britischen Start-ups Ascenta entwickelt worden. Facebook hatte Ascenta 2014 gekauft. Facebook-Vizepräsident Jay Parikh erklärte, das Entwicklungsteam habe eine Kohlefaser entwickelt, die trotz ihrer Leichtigkeit fest genug sei, in den eisigen Temperaturen in grosser Höhe längere Zeit zu fliegen.

Microsoft & CoSicherheitsabstand zu Gewittern
Auf 90'000 Fuss Flughöhe hätten die Drohnen hinreichenden Sicherheitsabstand zum kommerziellen Flugverkehr und Gewittern. Nachts solle die Drohne aber auf 60'000 Fuss fliegen, um Energie zu sparen.

Geplant ist ein Drohnennetzwerk, in dem jedes unbemannte Fluggerät in einem Radius von drei Kilometern fliegt. Das soll Haushalte auf dem Boden in einem Radius von 50 Kilometern mit Internetsignalen versorgen.

Diese sollen mit einer neuen Lasertechnologie übertragen werden - Facebook hatte da kürzlich einen Durchbruch verkündet. Maguire zufolge sind nun bis zu 10 Gigabit pro Sekunde drin - das ist Glasfaserstandard und zehnmal schneller als bisherige Laser-Technologie.

Testgelände gesucht
Kleinere Prototypen der Internetdrohne hat Facebook bereits in Grossbritannien getestet. Für die Riesendrohne wird nun ein Testgelände in den USA gesucht, sagte Parikh. Er lehnte es ab, konkreter zu werden.

Die Facebook-Vision sei einNetzwerk zusammen mit anderen Telekommunikationsunternehmen und Entwicklungsbehörden, erläuterte der Vizepräsident. «Wir werden das nicht selbst betreiben. Wir konzentrieren uns darauf, Wege zu finden, auf denen die Industrie schneller vorankommt.»
Quelle Eskin